Vorweggesagt: Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, warum ein Pferd eine Lahmheit entwickeln kann und es wurden auch schon zig Beiträge darüber veröffentlicht. Ich möchte das Thema mal von einer anderen Seite beleuchten:
Ob es sich um Sehnen-/Fesselträgerschäden, Hufrollensyndrom, Spat, Arthrose, immer mal wieder auftretende unerklärliche Lahmheiten o.ä. handelt, sie sollten alle
hinterfragt und die Umstände für das Pferd verbessert werden.
Ich möchte aus meinen Erfahrungen berichten, um ein noch besseres Gefühl für sein Pferd entwickeln zu können, um Lahmheiten zu vermeiden bzw. vorzubeugen und um zu sensibilisieren. Mit Blick über den Tellerrand und Weitwinkel zu mehr
Verständnis für sein Pferd. Übernehme Verantwortung und vertraue deiner Wahrnehmung, deinem Gefühl, deinem ersten Gedanken, deiner Intuition!!!
Aus meinem vorherigen Beitrag bzw. Fallbeispiel (George) geht deutlich hervor, dass eine Narbe (Kastration, OP, eine evtl. vergessene Verletzung, Fehlspannungen im viszeralen (Bauchorgane), craniosacralen (fluide Ebene) oder myofaszialem Bereich)
große Auswirkungen auf den Bewegungsapparat hat. Bei George war es die Kastrationsnarbe, die seiner Statik zum Opfer gefallen ist - und sich aus der Schiefe,
die ihn nach vorne gezogen hat, eine Fesselträgerentzündung entwickeln konnte.
Bist du sehr engagiert und möchtest aufs Turnier oder gehst gerne ins Gelände oder reitest oft auf tiefen Boden? Achte darauf, dass dein Pferd genügend Zeit zum
Muskelaufbau bekommt. Muskelkater möglichst vermeiden. Das sind Mikrotraumen im Gewebe und führen zu Verklebungen. Im Idealfall sollte man alle 2 Tage Aufbautraining betreiben. Der Muskelaufbau ansich findet in der Ruhephase statt und
benötigt ca. 48 Stunden zur Regeneration. Bei trainierten Pferden sind es 24
Stunden. Es sollte daher moderat trainiert werden, um eine Überbeanspruchung der gesamten Strukturen zu vermeiden. Aber auch wenn man dem Pferd nicht die Zeit gibt, das Erlernte zu verarbeiten, führt dies zu Verspannungen / Anspannung im
Training. Hier kannst du dein Auge schulen. Bewegt sich dein Pferd so wie sonst
oder ist es irgendwie steif oder verhalten? Schnaubt es bei der Arbeit ab? Läuft es
schwungvoll und losgelassen? Schaue dir zur Ausbildung auch gerne die
Ausbildungsskala der FN an. Alles braucht seine Zeit!
Passt dein Sattel wirklich? Durch zu viel Druck bzw. nicht optimaler Druckverteilung verhindert man, die zum Muskelaufbau nötige gute Durchblutung. Beobachte besonders den m. trapezius (pars thoracica), das ist der Muskel direkt hinter der Schulter. Muskeln atrophieren schnell! Gerade vorne an der Schulter ist der Sattel sehr häufig zu eng. Der Druck erzeugt eine Minderdurchblutung des Gewebes und verhindert so die weiterzuleitende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, auch
umliegender Strukturen. Es ergeben sich Verspannungen/ Verkürzungen /
Verklebungen (Statikveränderung), die nervale Engpässe verursachen und sich auch
psychisch auswirken können, so wie bei George.
Der M. psoas ist ein sehr wichtiger Muskel, der große Haltearbeit leistet und so zum körperlichen Gleichgewicht beiträgt (ein wichtiger Aspekt nach der Kastration). Trainingsstress und auch falsche Ernährung zum Beispiel, kann ihn zusätzlich belasten und so zu einer Verkürzung führen. Daraus kann sich ein Dominoeffekt entwickeln, beispielsweise
Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Stoffwechselstörungen, die wiederum auf
den Sehnen-Bandapparat der Vor- oder Hinterhand Einfluss nehmen können. Viele Wallache treten eher nach hinten raus, als gut unterzutreten - das ist oft dem
Rückschmerz, dem „Festmachen“, der Kastration, dem Trauma geschuldet.
Das Thema Trauma / Schock ist in meinen Behandlungen auch immer wieder ein
Thema. Einige meiner Kunden waren überrascht, dass ein Trauma solche
Auswirkungen haben kann. Traumatische Ereignisse, egal ob physisch oder
psychisch, manifestieren sich im Gewebe und „verkapseln“ sich. Der Körper ist in dem Moment des Geschehens nicht in der Lage dies zu verarbeiten und schützt sich so. Sie müssen von einem Therapeuten gelöst werden, damit die Körpersysteme wieder reibungslos funktionieren können. Die Psyche profitiert natürlich ebenfalls davon und so kann der Austausch, auch auf der emotionalen Ebene, mit dem Besitzer/Reiter ungehindert stattfinden. Reiten funktioniert erst richtig gut, wenn man sich mit dem Pferd „versteht“.
Auch falsche Ernährung beispielsweise (wie oben erwähnt), führt zu Übersäuerung, es kommt zu Verklebungen im Bindegewebe. Die Nährstoffversorgung und auch das Bewegungsausmaß werden eingeschränkt.
Das alles passiert NICHT SOFORT, oft erst nach vielen Jahren. Der Körper ist ein Kompensationskünstler! Wenn die Kompensationsmöglichkeit
abnimmt, fängt das Pferd an sich in Schonhaltung zu bewegen und die Situation
verschlimmert sich - wenn man nicht darauf achtet und dies wahrnimmt.
Das Symptom ist meist nicht die Ursache. Diese gilt es aber zu finden, um eine
ganzheitlich nachhaltige Behandlung zu bewirken.
Die oben genannten Problematiken lassen sich sehr schön über craniosacrale,
viszerale, biodynamische und myofasziale Techniken lösen.
Hast du Fragen oder Probleme mit deinem Pferd, dann melde dich gerne.